„Ich kann schon aufstehen".
Ich kann ganz schnell machen. Ich kann schon Zähne putzen. Ich kann mich auch schon anziehen." So beginnt dieses kleine, leicht freche und trotzdem entzückende Bilderbuch. Erzählt wird die Geschichte vom kleinen Hund, dem kleinsten von fünf Geschwistern – der das keineswegs alles schon kann, wie man auf den Bildern sieht. Die vier „Großen" sind am Anfang des Tages noch geduldig, je mehr daneben geht („Ich kann sehr gut Geschirr abräumen!" endet mit vielen Scherben), desto düsterer wird ihr Blick. Die Illustrationen sprechen Bände! Beim Ball spielen muss er dann zusehen, auch wenn das natürlich total doof ist. Aber: klein sein kann auch vorteilhaft sein. Und Mut haben ist sowieso ganz wunderbar!
Sabine Wilharm: „Kann ich wohl!", Aladin-Verlag, € 9,95
Jeder Wagen ein Erlebnis.
„Das ist Ferdinand. Ferdinand mag sein Zuhause und Käse und seine Freunde. Aber was Ferdinand noch mag, sind Abenteuer. Deshalb kauft er sich ein Zugticket. ‚Ich fahre in die große, weite Welt‘, ruft er seinen Freunden zum Abschied zu."
Und dann steigt er ganz vorne in den Zug. Allerdings ist sein Sitzplatz ganz hinten, im allerletzten Waggon und so muss er einmal quer durch den ganzen Zug – das Abenteuer beginnt! Schlaf- und Speisewagen kennen wir ja alle, aber wer hat denn schon von einem Spiel-, einem Bade- oder Strandwagen gehört? Ferdinand entdeckt die schönsten Dinge. Und wir Leser und Betrachter entdecken sie mit ihm. Denn das Buch „Ferdinand auf großer Fahrt" im neu gegründeten Magellan-Verlag ist so unterhaltsam konzipiert und charmant illustriert, dass wir es gar nicht aus der Hand legen mögen.
Weber / Jeremies: „Ferdinand auf großer Fahrt.", Magellan-Verlag, € 12,95
Unscheinbar
Alle Tiere des Zooladens am Marktplatz warten darauf, dass endlich einer kommt und sie auswählt. Einer, der für sie da ist und ihnen einen Namen gibt. Denn wer keinen Namen hat – na, der ist doch gar nichts! Das kleine Chamäleon wird aber immer übersehen. Vielleicht, weil es sich so gut seiner Umgebung anpassen kann. Vielleicht aber auch, weil die Kaninchen und Meerschweinchen neben ihm so süß sind. Jedenfalls ist es im Winter immer noch da. Und im Frühjahr, es ist gerade wieder wach geworden, nutzt es die Gelegenheit, büxt aus und sucht das Abenteuer. Oder vielleicht jemanden, zu dem es gehört?
Brigitte Endres Geschichte vom Mut haben und Freundschaften finden ist kindgerecht und interessant erzählt, ohne erhobenen Zeigefinger und doch „pädagogisch wertvoll". Großartig wird das Buch aber durch die wunderbaren Zeichnungen von Joelle Tourlonias: mit wenigen Strichen gelingt ihr die Darstellung von Gefühlen, ihre Farbwahl ist ausgesprochen ausdrucksvoll - und genug zu sehen gibt es auch.
Endres / Tourlonias: „Hallo, ich bin auch noch da!", Thienemann Verlag, € 12,99
„Anton sammelt immer Steine. Beatrix spielt gern alleine …
Carlchen liebt geblümte Socken. Dimitri hat Wuschellocken."
Sie ahnen es schon: so geht es durch das ganz Alphabet, bis hin zu Xaver, Yvonne und Zorro – jedes Kind sieht anders aus, hat andere Gefühle, jedes Kind ist einzigartig! Genau, wie es im echten Leben auch ist, da gibt es erst einmal kein richtig oder falsch, es gibt einfach eine bunte Vielfalt an Menschen und Lebensmodellen. Allerdings wird das in diesem Bilderbuch nicht benannt, den erhobenen Zeigefinger spart es sich, es wird einfach (gereimt) erzählt. Zusammen mit den wunderbar bunten Illustrationen ergibt sich ein absolut überzeugendes Pappbuch für Kinder ab 2 Jahren.
Brosche / ZORA / Kawamura: „Das große ABC der kleinen Kinder.", Coppenrath Verlag, € 8,95
Bekannt?!?
Wir alle kennen das hübsche Volkslied „Ein Vogel wollte Hochzeit machen". Genau deshalb ist es wunderbar geeignet für ein kleines Experiment: wie klingt denn die Musik einzelner Komponisten, beziehungsweise, wie kann die Essenz ihrer Musik Kindern deutlich gemacht werden? Der Annette-Betz-Verlag hat dazu ein sehr passendes Konzept entwickelt – da beschließen Amsel und Drossel zu heiraten. Und immer, wenn sie erzählen wollen, welche Musik sie sich wünschen, kommt ein anderer Vogel, fällt ihnen ins Wort und beschreibt blumig, warum sein eigener Lieblingskomponist genau der Richtige für diesen wunderbaren Tag ist. Dazu gibt es passende, sehr unterschiedliche Hörbeispiele, in denen die Melodie der Vogelhochzeit präsent ist, ohne allzu deutlich vorzuherrschen.
Ehrlich gesagt: das kann man gar nicht so mitreißend und überzeugend beschreiben, wie es tatsächlich ist! Empfehlenswert für Kinder ab 5 Jahren und interessierte Erwachsene.
Harrer / Oertel / Annau: „Ein Vogel wollte Hochzeit machen.", Annette Betz Verlag, € 19,95
Kleiner Tambo ganz groß.
In seiner Herde ist der junge Elefant Tambo der Kleinste von allen. Daher will er den anderen Elefanten durch eine Mutprobe beweisen, dass Großes in ihm steckt. Die Enttäuschung ist allerdings groß, da niemand zu seiner Mutprobe kommt. Als Tambo wieder zu seiner Herde zurückkehrt, hat sich seine Welt völlig verändert: Seine Mutter hat ein kleines Elefantenbaby zur Welt gebracht. Tambo ist überglücklich – auch, weil er nun nicht mehr der kleinste Elefant der Herde ist.
„Tambo" ist ein warmherziges Buch, das vor allem durch seine großen Illustrationen wirkt. Es ist ein sehr schönes Buch für Erstgeborene, um sich auf ein Geschwisterchen einzustellen – denn Tambo ist sichtlich stolz auf seine kleine Schwester.
Stephanie Schneider / Henrike Wilson: „Tambo, der kleine Elefant", Gerstenberg Verlag, € 14,95
Die Sonne bringt es an den Tag …
Es ist Frühling. Zauberer Barbeutzebutz schaut sich in seinem Häuschen um – und entdeckt im hellen Sonnenlicht überall Staub und Chaos. Kein Problem für einen Zauberer, denn mit dem passenden Zauberspruch lässt sich das schnell beheben. Doch seine magischen Sprüche bieten so manche Überraschung …
Die Verse sind schon ein bisschen anspruchsvoller in diesem „verrückten Reimspaß", sowohl für den Vorleser als auch den Zuhörer, und auch die farbenfroh-witzigen Bilder erschließen sich nicht gleich auf den ersten Blick. Doch genau diese Kombination (und die Zauberspruch-Zutaten …) macht den Reiz dieses Bilderbuches für Kinder ab 5 Jahren aus!
Kai Lüftner / Monika Parciak: „Der Zauberer Barbeutzebutz", Thienemann Verlag, € 12,99
Nichts Neues?
Zugegeben, es ist ausgesprochen schwer, ein neues Bilderbuchkonzept zu erfinden. Es gibt schon Fühl- und Wimmelbücher, solche mit kleinen Entdeckerklappen oder in der Art von Comics, Wende- und Gucklockbücher - viele davon sind wirklich gut. Dieser Tage hat arsEdition uns nun mit einem neuartigen Pappbuch erfreut: es ist ein Wimmelbilderbuch, bei dem die Bilder auf den großen, horizontal angeordneten Klappen völlig verschiedene Geschichten erzählen. Auf den ersten Blick sieht man, wuselig, vielfältig und charmant illustriert, was am Tag im Haus, auf der Straße oder im Zoo passiert. Das Umklappen präsentiert die gleiche Szenerie bei Nacht. Dass es der Illustratorin Katja Mensing gelang, die Anschlussszenen logisch zu gestalten, zum Teil durchgehende Geschichten zu erzählen und dabei viel Witz einzuarbeiten, ist schon wirklich Kunst: Kinder ab 2 Jahren und ihre Eltern dürfen sich freuen.
„Klipp-Klapp aus Tag mach Nacht." arsEdition, € 9,99
Gut versteckt …
Der kleine Vogel spielt Verstecken; er sucht den Elefant, den Löwen, das Nilpferd und den Tiger – dabei findet er einen ganzen Zoo vom Affen bis zum Zebra. Das wäre ja gar nicht so besonders, wenn Anton Poitier nicht so eine tolle Idee für den Aufbau dieses Bilderbuches gehabt hätte: einzelne Ausschnitte der „falschen" Tiere ergeben das „richtige", also das gesuchte Tier. Dazu gibt es Klappen und Löcher, vielfältig-bunte Zeichnungen, einfach viel zu entdecken; die gereimten Texte runden das Konzept ab. Ach. Eigentlich kann man das nicht erklären: dieses Bilderbuch muss man angucken und genießen.
Anton Poitier & Sophia Touliatou: „KrokoNil und ZebraFant", Carlsen Verlag, € 9,99