unsere Urlaubstipps in 2017 - 2016 - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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Unsere Urlaubslieblinge in 2017:





Ralf Schwobs Bücher:

 

Hier geht es um Leben und Tod. Sehr komisch.

Nies und sein älterer Bruder wachsen allein auf, weil ihre Eltern nach Kanada ausgewandert sind. Während sein Bruder ein erfolgreicher Banker wird, kann Nies seinen Eltern diesen Verrat nie wirklich verzeihen und nennt sich fortan nur noch NC für „No Canada“. Auch als 30-Jähriger schlägt er sich noch immer mit Gelegenheitsarbeiten durchs Leben und hängt tiefsinnigen Alltags- und Sprachbetrachtungen nach. Eines Tages gerät er durch Zufall in das Büro eines Beerdigungsinstituts, wo gerade ein Bestattungshelfer benötigt wird …
Key Weyand hat mit „Applaus für Bronikowski“ ein kleines Kunststück vollbracht, nämlich ein komisches und gleichzeitig respektvoll anrührendes Buch über das Leben, den Tod und das Bestattungswesen zu schreiben. Dabei sorgt der schräge und dabei immer sehr präzise Blick seiner Hauptfigur auf unser alltägliches Leben stets für überraschende Einsichten. NCs Bedürfnis, den Wünschen der Angehörigen gerecht zu werden, und der große Respekt, den er vor dem Leben der Toten hat, bringen ihn allerdings am Ende in eine schwierige Situation, die schließlich vollkommen aus dem Ruder läuft.

Kai Weyand: „Applaus für Bronikowski“, Verlag Btb,
TB € 9,99, HC € 19,90, eBook € 15,99


In der Hitze des Südens

Atlanta 1974: Ein Cop-Killer geht um. Jemand lockt Streifenpolizisten in Hinterhalte und liquidiert die Männer mit Kopfschüssen. Die Nerven im Police Department liegen blank. Gerade in dieser aufgeheizten Atmosphäre tritt Kate Murphy ihren Dienst an. Schnell bekommt sie zu spüren, dass Frauen im Streifendienst unerwünscht sind, sie werden von ihren männlichen Kollegen vollkommen offen drangsaliert und gedemütigt. Die Einzige, die Kate beisteht, ist Maggie Lawson, eine Polizistin, die schon länger im Dienst ist und dazu noch aus einer Cop-Familie stammt …
Cop Town ist ein klassischer Thriller mit hohem Spannungsgrad bis zum Ende. Zudem thematisiert er den alltäglichen Sexismus und Rassismus, der vor vierzig Jahren in einer der größten Städte der amerikanischen Südstaaten vollkommen normal und gesellschaftlich akzeptiert war. Und so verwundert es auch nicht, dass Kate und Maggie dem Cop-Killer auf die Spur kommen, weil sie einen anderen Blick auf die Tatumstände werfen. Was sie dann allerdings herausfinden, macht es ihnen nicht einfacher, vor ihren männlichen Kollegen zu bestehen.

Karin Slaughter: „Cop Town. Stadt der Angst“, Blanvalet Verlag,
TB € 9,99, PB € 14,99, eBook € 8,99, Hörbuch € 12,99



Der alles entscheidende Moment, und das Leben danach

Ein Roman übers Kunstturnen? Ja, auch, aber eigentlich geht es um die Geschichte eines jungen Mädchens, das die Chance ihres Lebens erhält. Angelika wächst in den frühen 70er Jahren bei ihrer alleinerziehenden Mutter auf, die wenig Geld und Zeit für ihre Tochter hat. Eine Lehrerin entdeckt Angelikas Talent fürs Turnen, und im Sportverein nimmt sich die ehemalige Kunstturnerin Margot des Mädchens an und fördert sie, bis sie den Sprung in den Bundeskader und schließlich zur Olympiade in die USA schafft. Auf der zweiten Zeitebene (über 20 Jahre später) ist Angelika eine erwachsene Frau und hält sich mit einer privaten Turnschule mehr schlecht als recht über Wasser, bis eine ganz besondere Schülerin auftaucht und Angelika daran erinnert, was damals bei ihrem alles entscheidenden Olympia-Sprung in ihr vorging …
Maria Knissel hat mit „Spring!“ einen spannenden, anrührenden und gleichzeitig sehr realistischen Roman über Leistungssport und Leistungsdruck geschrieben, aber auch über die Möglichkeit des Menschen, eigene Entscheidungen zu treffen und über sich selbst zu bestimmen.       

Maria Knissel: „Spring!“, Societäts Verlag, TB € 12,80, eBook € 9,99

Ulrike Wegerts Empfehlungen:


 
In diesem Jahr gab es am Urlaubsbuchabend eine kleine Besonderheit: Neben Lucia Bornhofen und Ralf Schwob stand Ulrike Wegert mit auf der „Bühne“. Was dann natürlich auch zu ganz anderen Büchern führte, denn jeder hat ja so seine eigenen „Lieblingsbücher“. Wir danken ganz herzlich für die freundliche Unterstützung, liebe Uli!


Kein Reiseführer

Dieses Buch ist eher ein Appetithappen oder geeignet, die Vorfreude zu steigern – ein Reiseführer ist es nicht. Aber es ist kurzweilig, humoristisch und doch so wahr! Die aktualisierte Neuausgabe hat sogar Fotos, das Inhaltsverzeichnis hat sich aber nicht geändert. Gründe, Schottland zu lieben, sind zum Beispiel: Weil das Wetter die Erwartungen nie enttäuscht. Weil linksdrehende Kreisverkehre einfach Spaß machen (naja, selbst ausprobiert, die Schotten fahren auch drei- oder vierspurig, das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig …). Weil echte Highländer einfach nicht frieren. Weil hier das charmanteste English gesprochen wird (besonders am Telefon klingt es so als hätten sie den ganzen Mund voller Steine). Weil ein „Full Scottish Breakfast alles hält, was es verspricht (da ist nämlich wirklich ALLES dabei, Eier, Würstchen, Käse, alles, was das Herz begehrt, Sie brauchen danach lange nichts mehr essen). Weil schon ein Teller Haggis jedes Vorurteil negiert (der mit Innereien gefüllte Schafsmagen ist tatsächlich ein Gedicht!). Weil Autofahren in den Highlands unvergesslich ist (Sie werden sich fragen, warum das alle überleben).
Brauchen Sie mehr Gründe? Vermutlich weder für das Buch – noch für den nächsten Aufenthalt in Schottland!

Ulrike Köhler: „111 Gründe Schottland zu lieben“, Schwarzkopf & Schwarzkopf, € 12,99


Fast ein Reiseführer

„Mein Name ist Jakob Ostmann. Ich bin 36 Jahre alt und lebe seit etwa 14 Jahren auf Kreta. Inzwischen nenne ich mich Jakovos Anatolis, aber meine Freunde sagen einfach Jak zu mir. Nach jahrelangen Gelegenheitsjobs in den Gewächshäusern, bei der Trauben- oder Olivenernte, als Kellner, Fischer, Zimmermann oder Maurer arbeite ich nunmehr als freischaffender Schnüffler.“ Allerdings hat Jak nicht allzu viel zu tun, sodass er auf die Hilfsbereitschaft seines, zum Glück gut betuchten, griechischen Freundes Stelios angewiesen ist. Eines Tages bekommt Jak dann doch einen Auftrag, er soll den Mord am Schwiegervater einer Dame aus Iraklion aufklären. Die Ermittlungen bringen ihn manchmal sogar in Lebensgefahr und strapazieren die sprichwörtliche Gastfreundschaft (griechisch Philoxenia) von Stelios dann doch sehr.
Das Buch ist kein typischer Krimi, aber es ist ausgesprochen spannend und gibt darüber hinaus viele Einblicke ins Leben auf Kreta und das Verhalten der Kreter. Und dort sollte man es am besten auch lesen!

Klaus Eckhardt: „Tote trinken keinen Raki“, Verlag Dr. Thomas Balistier, € 12,80


„Der Garten der kleinen Schritte“
Das ist, frei übersetzt, der Titel dieses Buches, der deutsche Titel klingt leider sehr viel schnulziger …

Lilian ist, seit ihr Mann vor 3 Jahren bei einem Autounfall starb, alleinerziehende Mutter zweier Töchter. (Was hier wie der Anfang eines herzerweichenden Romans klingt, ist es zum Glück nicht, denn die Autorin stellt ihrer Protagonistin eine coole Schwester und eine sehr fordernde Arbeitgeberin zur Seite. So halten sich Ernsthaftigkeit und Humor die Waage.) Der Verlag, in dem Lilian arbeitet, hat gerade einen lukrativen neuen Auftrag bekommen - für eine große Saatgutfirma soll Lilian ein mehrbändiges Lexikon der Gemüsesorten illustrieren. Und ihre Chefin schickt sie, damit das auch wirklich gut wird, zu einem Gartenbaukurs. Lilian ist verblüfft, was sie da auf dem Acker alles ausgräbt: Würmer, Lebensfreude, Baumwurzeln, Plastikfeen, Unkraut, Freunde, Radieschen – und einen ziemlich großartigen Mann.
Das Buch ist übrigens mit reichlich Gartenwissen gespickt, das durchaus sinnvoll klingt. Besonders der letzte Tipp: „Ein Glas Wein in den Händen eines Gärtners verbessert übrigens in den meisten Fällen seine Stimmung. Schenken Sie oft nach, besonders bei warmem Wetter und an Freitagen.“

Abbi Waxman: „Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen“, Rowohlt Verlag,
€ 9,99, Hörbuch € 12,95, eBook € 4,99


Die Empfehlungen von Lucia Bornhofen:

 

Wahr und berührend

Nachdem Carl Nixons zweiter Roman veröffentlicht worden war, erhielt er einen Telefonanruf, eine freundliche Männerstimme erbat einen Gesprächstermin: MN wollte ihm die Geschichte seiner Eltern erzählen. Das ist nichts, was Autoren mögen – allerdings gab es einen Satz, der Nixon beeindruckte: „Meine Mutter hat sich unsterblich in einen Mann ohne Gedächtnis verliebt.“ Und so ließ sich Nixon darauf ein, die Geschichte von MNs Eltern zu erzählen.
Paul Blackwell ist aus dem ersten Weltkrieg nach Hause gekommen und nichts ist mehr, wie es war – er hat keinerlei Erinnerung an sein Leben vor dem Kriegseinsatz und wird zunehmend gewalttätig. Seine Frau weiß sich bald nicht mehr zu helfen und engagiert die Krankenschwester Elizabeth Whiteman für die Pflege. Elizabeth sitzt die ersten beiden Tage nur bei Paul im Zimmer, instinktiv weiß sie, dass nichts anderes möglich ist. Am zweiten Tag, sie ist schon auf dem Heimweg und rennt zurück zu den Blackwells, stellt sie dann die entscheidende Frage: „Können Sie mir sagen, wie Sie heißen?“ „Lucky Newman“, ist seine Antwort. Damit beginnt die langsame Annäherung des Heimkehrers an ein Leben nach dem Krieg. Und die Annährung von Elizabeth und Lucky gleichermaßen.
„Lucky Newman“ ist kein leichtes Buch, die Kriegsschilderungen sind nicht drastisch, doch durchaus realistisch und anschaulich. Die subtile Weisheit und die zarte, berührende Liebesgeschichte aber, die machen es zu einem wirklich großen, lesenswerten Roman.

Carl Nixon: „Lucky Newman“, Weidle Verlag, € 23,00 €, eBook € 14,99



Endlich wieder da

Mit Dorothy Parker „bekannt“ geworden bin ich bereits vor einem knappen Jahrzehnt – Birgit Weinmann, meine langjährige, geschätzte Bühnenpartnerin, hat sie mir wärmstens empfohlen. Leider gab es während dieser ganzen Zeit kein Buch mit ihren Geschichten, lediglich eine durchaus lesenswerte Biographie. Im Herbst 2016 hatte dann der bezaubernde Kein + Aber Verlag aus Zürich ein Einsehen und hat ihre „New Yorker Geschichten“ wieder aufgelegt.
Dorothy Parker war in den Swinging Twenties Literaturkritikerin des „New Yorker“ und hatte eine sehr satirische Feder und spitze Zunge. Bei den Treffen des Literaturkreises ging man zum Beispiel gar nicht auf die Toilette – sobald man den Raum verlassen hatte, schoss Parker ihre Pfeile in Richtung des Abwesenden … Aber Dorothy Parker hatte auch stets ein großes Gespür für die Ungerechtigkeiten der Welt, sie war Berichterstatterin im spanischen Bürgerkrieg, Mitbegründerin der Anti-Nazi-League in Hollywood und sie sammelte Geld für die nach Amerika ausgewanderten Juden. Ihre Kurzgeschichten bilden genau das ab: Sie erzählen gleichermaßen von den „kleinen Leuten“ mit ihren Nöten und Alltagsroutinen und von der Upper Class und ihren meist doch sehr skurrilen Problemen. Wir Leser haben immer etwas zu lachen – und immer genug zum Nachdenken.

Dorothy Parker: „New Yorker Geschichten“, Verlag Kein + Aber, € 13,00


Köln, im Jahre 1181

Bruder Imbert kommt nach langer beschwerlicher Reise im Dom zu Köln an: Er soll um die Gebeine einer der Jungfrauen der heiligen Ursula bitten, diese Reliquie soll den Ruhm seines Klosters mehren. Erzbischof Philipp schickt ihn weiter zur Äbtissin des Ursulastifts, nicht ohne Hintergedanken – denn damit zeigt er, dass er mehr Macht hat als sie. Clementia stellt Imbert zähneknirschend den jungen Ausgräber Jaspar zur Seite, auch, damit dieser regelmäßig Bericht erstattet. Am nächsten Tag wird im Dom ein Priester ermordet aufgefunden und noch einen Tag später eine tote Jungschwester. Für Volkmar, den Hauptmann der erzbischöflichen Waffenbüttel ist schnell klar, dass nur ein Neuankömmling der Mörder sein kann …
Dennis Vlaminck hat ausgiebig recherchiert, seine Darstellung Kölns und der Lebensumstände im Mittelalter darf als sehr realistisch gewertet werden. Das ist aber nur das eine. Die Hauptsache ist, dass Vlaminck einen klassischen Kriminalroman geschrieben hat, mit einem Ermittler, dem man quasi über die Schulter schaut, mit einer spannenden Handlung und einem unerwarteten Dreh am Schluss. Dabei lässt er uns Leser ganz tief eintauchen in eine völlig fremde Welt voller Religiosität, die aus heutiger Sicht eher Aberglaube ist, und spinnt alle Fäden sehr gelungen zu einem furiosen Finale.

Dennis Vlaminck: „Reliquiem“, Emons Verlag, € 11,90, eBook € 9,49





Unsere Urlaubslieblinge in 2016:





Ralf Schwobs Bücher:

 

Voll aus dem Leben gegriffen

Das Autoren Duo Krohn und Sieg hat deutsche Dialoge mitgehört: Im Bus, im Bäckerladen, in der Sauna usw. Quer durch alle Altersklassen und soziale Milieus hindurch gibt es Witziges, Schräges und Merkwürdiges mitanzuhören. Da äußern sich Pazifisten, dass sie alle Befürworter der Todesstrafe am liebsten erschießen würden, oder Väter versuchen, ihrem Nachwuchs den Unterschied zwischen den politischen Parteien zu erklären, obwohl sie selbst gar keinen mehr erkennen können. Viele der zumeist kleinen Gesprächsfetzen (der kürzeste umfasst nur drei Zeilen, der längste knapp drei Seiten) enden mit einer richtigen Pointe, was doch recht überraschend ist, wenn man bedenkt, dass es sich ja um reale spontane Dialoge aus dem Alltag handelt. Kein Komiker hat sich hier etwas ausgedacht und niemand Regie geführt, und genau das macht den Reiz dieser Sammlung aus, die auch wunderbar zum Zwischendurchlesen geeignet ist.  

Axel Krohn / Sören Sieg: „Ich bin eine Dame, Sie Arschloch!“,
Ullstein Verlag, € 8,99, eBook € 7,99

 
Ziemlich merkwürdige Freunde

Werbetexter Asger wird nach einer missglückten Kampagne gefeuert und muss sein Geld fortan als Aushilfspfleger verdienen, weil sein Ruf in der Werbebranche ruiniert ist. So lernt er den mehrfach schwerstbehinderten Rollstuhlfahrer Waldemar kennen, der im Kopenhagener Problemviertel Stentofte lebt. Waldemar weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat und setzt deshalb seine Hoffnung auf einen afrikanischen Wunderheiler, der irgendwo in der marokkanischen Wüste sitzt und Todgeweihte aller Länder von ihren Leiden erlöst. Asger muss einen Reiseantrag bei der Gemeinde stellen und die finanzieren den beiden tatsächlich einen alten VW-Bus, mit dem sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch Europa und Nordafrika machen. Verfolgt werden die beiden dabei von einem unheimlichen schwarzen Audi …
„Der Tod fährt Audi“ ist ein schräger Roman über zwei Außenseiter, die dem Leben und dem Tod mit allem, was sie haben, die Stirn bieten. Auf ihrer merkwürdigen Reise erleben sie Momente von poetischer Schönheit, treffen auf schräge Typen und müssen sich gegen so manchen Feind erwehren. Ein Roman, der Spaß macht und gleichzeitig nachdenklich stimmt.          

Kristian Bang Foss: „Der Tod fährt Audi“, Btb, € 9,99, eBook € 8,99

 
Thriller mit starken Figuren und vielen Wendungen

In Wien ermittelt Staatsanwältin Melanie Dietz im Fall eines vermissten Mädchens, das nach einem Jahr wieder auftaucht und kein Wort spricht. Jemand hat ihr den gesamten Rücken mit Szenen aus Dantes Inferno tätowiert. Mit viel Geduld und einem Therapiehund findet Dietz schließlich Zugang zu dem Mädchen und was sie sagt, legt nahe, dass noch mehr Kinder in der Hand des Psychopathen sind. Zeitgleich beginnt Kripobeamtin Sabine Nemez ihre Ausbildung zur Fallanalytikerin beim BKA in Wiesbaden. Ihr Lehrer, der geniale aber arrogante Maarten S. Sneijder schont seine Schüler nicht und hält nicht viel von ihren Fähigkeiten. Bis zu dem Zeitpunkt als Sabine Gemeinsamkeiten zwischen einigen ungeklärten Mordfällen entdeckt, deren Spuren alle nach Wien führen …
Das Figurengespann Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder gepaart mit der selbstbewussten Wiener Staatsanwältin Melanie Dietz hat einen hohen Unterhaltungswert. Hinzu kommen ein starkes Plot und Szenen, die auch dem Thriller-erprobten Leser eine Gänsehaut auf den Rücken jagen. Sehr spannend und temporeich mit vielen Überraschungen und einem heftigen Finale.      

Andreas Gruber: „Todesurteil“,
Goldmann Verlag, € 9,99, eBook € 8,99, Hörbuch € 12,99

Karin Schmidts Bücher:


 
Aberglaube?

Im Freisinger Moos wird eine verkohlte Leiche auf einem für das Osterfeuer aufgerichteten Holzstapel entdeckt, sie trägt ein auffallendes Amulett. Es ist Eva Nell, eine ältere Frau aus München, deshalb fordert die Kripo Erding auch von dort Unterstützung an. Unwillig machen sich die vier Kommissare auf den Weg. Die Stimmung zwischen den beiden Teams ist übel und die Ermittlungen gehen nur sehr schleppend voran, obwohl die recht schrulligen, im Privatleben teilweise arg gebeutelten Beamten auf ganz eigensinnige Weise ihr Bestes geben.
Nicole Neubauer lässt die Leser ihres zweiten vielschichtigen (fast unglaublichen) Kriminalromas schon mal ins Grübeln kommen: Scheiterhaufen, Hexenbanner und ein uraltes, grollendes Haus, in dem es spukt – nein, wir sind doch im 21. Jahrhundert!

Nicole Neubauer: „Moorfeuer“,
Blanvalet Verlag, € 9,99, eBook € 8,99, Hörbuch € 14,99


Absolut nicht 08/15

Eine verwitwete Bibliothekarin hört ihre biologische Uhr laut ticken und ein begeisterter Landwirt wünscht sich eine tüchtige Frau für den Hof und auch für’s Herz. Ausgerechnet auf dem Friedhof funkt es: die kulturliebende Desirée und der handfeste Benny finden zueinander.
Kummer, Komik, 24! Kühe, Traktoren, Trauer, jede Woche die Tierärztin. Verblüffte Freunde und ein (einziger) Opernbesuch – ungebremst prallen hier zwei völlig unterschiedliche Lebenswelten aufeinander. Und nach ein paar leidenschaftlichen Wochen erwacht das Paar aus seinen Träumen …
Klug und charmant, mit Feingefühl und trockenem Humor erzählt die schwedische Autorin Katarina Mazetti von einer ganz und gar unmöglichen Liebe.

Katarina Mazetti: „Der Kerl vom Land“, Piper Verlag, € 9,99, eBook € 4,99

Haitabu 1044

Der Umschlagplatz an der Ostsee ist ein Schmelzofen der Kulturen und Religionen, dort führt Sigmund erfolgreich seine Handelsgeschäfte. Seine vierzehnjährige Tochter Ingunn, das einzige überlebende Kind, ist spontan und klug und dem jungen Krieger Torge, der in England kämpft, versprochen. Sigmund traut weder dem neuen König noch dem jungen Mann – und so bildet er seine Tochter zur Fernhändlerin und Nachfolgerin aus.
Mal mit mehr, mal mit weniger Glück erlebt Ingunns Familie diese unruhige Zeit: Überfälle der Norweger, Pest, Intrigen und die Christianisierung des Nordens.
Martha Sophie Marcus präsentiert mit dieser fesselnden Geschichte ganz ausgezeichnete Unterhaltung, sie bietet Spannung, viele Abenteuer, authentische Charaktere, eine Liebesgeschichte und ganz viel Interessantes aus der vergehenden Welt der Wikinger.

Martha Sophie Marcus: „Herrin des Nordens“,
Goldmann Verlag, € 9,99, eBook € 9,99


Die Empfehlungen von Lucia Bornhofen:

 

Fernweh inklusive!

Oliver Lück ist Journalist und Reisender. Allerdings sind Landschaften und Sehenswürdigkeiten eher Nebensache - in erster Linie möchte er Menschen kennenlernen, er möchte ihre Art zu leben verstehen, die manchmal witzigen, manchmal dramatischen Geschichten hinter den Gesichtern entdecken und aufschreiben.
Bei einer dieser Reisen im Jahr 2008 stand er unvermutet in einem Garten voller bunter Flaschenpost und skurriler Strandkunst, und natürlich kam er mit der Anwohnerin ins Gespräch. Dabei erfuhr er, dass Flaschenpost, anders als der Wunschzettel an den Weihnachtsmann, nicht nur von Kindern verfasst wird, sondern Großteils von Erwachsenen aus den unterschiedlichsten Gründen. Von da an sammelte er „Flaschenpostgeschichten“; daraus entstand ein Buch voller Begegnungen: da sind Biruta Kerve, die Gartenkünstlerin, und Thomas Masloboy, der Vielversender. Dort sind Mogens Christensen, einer der Strandvögte auf Bornholm, und Kristofer Flensmarck, der Autor. Der Leser lernt noch viele andere Schreiber und Finder kennen, und daneben gibt es die vielen kleinen und großen Aha-Erlebnisse, die ein gutes Sachbuch zur lohnenswerten Lektüre machen. Und eine solche ist „Flaschenpostgeschichten – Von Menschen, ihren Briefen und der Ostsee“ in jedem Fall!

Oliver Lück: „Flaschenpostgeschichten“, Rowohlt Verlag, € 9,99 , eBook € 9,99

 
Viktorianische Krimi-Kost

Archibald Horne ist Goldschmied in einer kleinen Werkstatt – vor allem aber fühlt er sich an diesem Morgen sehr schlecht und betritt darum völlig abgehetzt mit einer halben Stunde Verspätung den Verkaufsraum von Greenland, Grand & Wigfield. Zu seiner Verblüffung ist die Ladenbeleuchtung noch nicht an und die anwesende ältere Stammkundin wartet nach ihrer Aussage schon eine halbe Stunde auf Bedienung. Nach kurzer Suche findet Horne seinen Chef, Juwelier Wigfield, in der hinteren Werkstatt. Tot. Der ermittelnde Inspector Swanson von New Scotland Yard hat bald noch mehr Mordfälle zu lösen, alle weisen Ähnlichkeiten zum Fall Wigfield auf.
Der Autor Robert C. Marley ist ziemlich kreativ, was die beschriebenen Mordarten angeht – Wigfield zum Beispiel starb an flüssigem Gold, das ihm der Mörder in den Rachen goss – und, auch wenn er nicht bis ins Detail geht, er schont uns Leser in dieser Hinsicht nicht. Vor allem aber steckt dieser hinreißende Kriminalroman voller Überraschungen: Einen Teil der Kriminalfälle und besagten Inspector Swanson gab es wirklich, und darüber hinaus sind auch andere historische Persönlichkeiten in die Geschichte hineinverwoben. Außerdem gibt es reichlich Augenzwinkern, ohne dass Spannung oder auch der logische Ablauf der Handlung leiden. Für mich sind die bisher erschienen drei Bände eine echte Entdeckung!

Robert C. Marley: „Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten“,
Dryas Verlag, € 10,50, eBook € 6,99

 
Rettet die Post

Porvenir ist ein 1000-Seelen-Dorf in Spanien, es hat schöne, alte Steinhäuser, eine wohlsortierte Bücherei und eine im Winter menschenleere Feriensiedlung. Und es hat ein Postamt, dessen Verwaltung der Briefträgerin Sara obliegt. Nun hat Sara eine E-Mail bekommen – es gäbe in ihrem Dorf nicht genug Post und somit würde das Postamt aufgelöst und sie ins ferne Madrid versetzt. Ihre Nachbarin und älteste Freundin Rosa (sie hat Sara wortwörtlich auf die Welt geholfen) kommt auf die Idee, mit Hilfe einer Briefkette das Postamt und damit Sara zu retten. Sie macht selbst den Anfang und dann wechseln über mehrere Wochen hinweg die unterschiedlichsten Briefe den Besitzer. Immer mit der Bitte, die Kette nicht abreißen zu lassen und immer mit der Vereinbarung, dass das Geschriebene ein Geheimnis zwischen Schreiber und Leser bleibt.
Die spanische Autorin Àngeles Donate schreibt so anschaulich, dass wir Leser ganz dicht bei allen Figuren sind, egal ob das Rosa ist, die nach 60 Jahren endlich mit ihrer Jugendfreundin ins Reine kommen will, oder Alma, die ein altes Steinhaus geerbt hat und einfach gerade nicht weiß, wie es weitergehen soll.

Oder Alex, der wegen der Betreuung seines an Alzheimer erkrankten Vaters eigentlich nur wenig eigenes Leben hat. Das ist schön zu lesen, gerade weil es menschlich und manchmal dramatisch aber niemals kitschig ist. So einen wunderbaren Roman haben Sie lange nicht genossen!

Ángeles Donate: „Der schönste Grund, Briefe zu schreiben“, Thiele Verlag, HC € 20,00

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